Was ist Bewusstsein und wo hört es auf?

Dein Bewusstsein ist das womit Du das Leben zu jeder Sekunde erfährst. Vielleicht verwendest Du den Begriff „bewusst“ ab und an im Alltag ohne wissentlich darüber nachzudenken, was das Bewusstsein genau ist. Wo hört das Bewusstsein auf und wo fängt das Unterbewusstsein an? Was genau meinen wir mit Bewusstsein? Und wie erschafft das Bewusstsein Deine Realität? 

Was genau ist Bewusstsein?

Irgendwann habe ich angefangen, mich damit auseinanderzusetzen, was in meinem Kopf eigentlich passiert. Was denke ich den ganzen Tag? Welche Gedanken nehme ich wirklich wahr? Und was passiert in dem weit größeren Teil, in meinem Unterbewusstsein?

Ganz offiziell und per Definition ist Bewusstsein das Erleben mentaler Zustände. Erlebst Du also eine Situation oder eine Sache bewusst, verfügst Du Wissen darüber und speicherst dieses Wissen auch ab. Schmeckt ein Eis gut, gefällt Dir die Musik im Radio oder spürst Du die wärmenden Sonnenstrahlen auf der Haut, erlebst Du diese Momente bewusst. Vorausgesetzt, Du schmeckst das Eis auch wirklich, hörst die Musik und nimmst das wärmende Gefühl wahr – so dass Du Dich auch im Nachhinein noch daran erinnern kannst. Auch das Anstoßen am Türrahmen und den darauffolgenden Schmerz ist ein bewusster Moment, den Dein Gehirn sofort abspeichert. Darüber hinaus zählen auch Deine bewussten Überzeugungen wie z.B. „Ich liebe Brokkoli.“, „Ich höre gerne klassische Musik.“ oder „Ich finde blonde Männer schön.“ zu Deinem Bewusstsein.

Das Bewusstsein richtet seinen Blick allerdings nicht nur auf die Außenwelt, sondern auch auf das Innere. Das merkst Du vor allem, wenn Du über Deine Gedanken bewusst nachdenkst oder Deine Gefühle spürst. Alles was Du denkst, siehst, fühlst, schmeckst, riechst und hörst und Du dabei auch noch merkst, dass Du es in diesem Moment tust, ist dein Bewusstsein.

Andere Wörter für Bewusstsein können beispielsweise „Erkenntnis“, „Wissen“ oder „Identität“ sein. Vielleicht helfen Dir diese Betrachtungen, um besser zu verstehen, was genau Bewusstsein eigentlich ist:

  • Erkenntnis: Wenn Du eine Situation bewusst wahrnimmst, folgt in der Regel eine Erkenntnis. Ein ganz einfaches Beispiel wäre: Mir ist warm, deswegen schwitze ich. Dein Bewusstsein sorgt also dafür, dass Du eine Erkenntnis darüber hast, was Du aktiv wahrgenommen hast.
  • Wissen: Wenn Du eine Sache, die Du aktiv, bzw. bewusst wahrnimmst, verfügst Du Wissen darüber. Auch hier kann das Beispiel von eben herangezogen werden. Du speicherst das Wissen ab, dass Du bei Wärme anfängst zu schwitzen.
  • Identität: Das Bewusstsein trägt entscheidend zu Deiner Identitätsbildung bei. Alle Erfahrungen, die Du im Laufe Deines Leben bewusst wahrnimmst, formen Deine Identität, bzw. Dein Bewusstsein. In unserem Beispiel gehört die Tatsache, dass Du bei Wärme beginnst zu schwitzen, ab dem Zeitpunkt der bewussten Wahrnehmung zu Deiner Identität.

Das retikuläre Aktivierungssystem

Du weißt jetzt, dass Du Deinen Alltag in jedem Moment bewusst wahrnehmen kannst und das entscheidend dazu beiträgt wie Du fühlst und wie Du handelst – und somit auch dazu, wer Du eigentlich bist. Das Bewusstsein ist allerdings begrenzt. Dein Gehirn hat die fantastische Fähigkeit entwickelt, nur die Dinge in Dein Bewusstsein zu rücken, die für Dich in diesem Moment relevant sind. In der Fachsprache heißt das Retikuläres Aktivierungssystem oder kurz RAS. Dieses sortiert für Dich aus und zeigt Dir nur das, was wichtig ist.

Du kennst sicher folgende Situation: Du möchtest ein Kleid in einer bestimmten Farbe kaufen. Sagen wir es soll rot sein. Ab dem Moment nimmst Du auf der Straße nur noch rote Kleider wahr. Ein anderes Beispiel sind Frauen mit Kinderwunsch. Viele von ihnen beschreiben dieses Phänomen, denn plötzlich sehen sie auf der Straße und in ihrem Umfeld nur noch schwangere Frauen. Dein Gehirn hat mitbekommen, dass das jetzt für Dich wichtig ist und lässt es deswegen in Dein Bewusstsein.

Es ist beinahe gruselig, wie sehr sich Deine Realität verändert, sobald Du Deinen Fokus auf andere Themen in Deinem Leben richtest. Das Unglaubliche dabei ist: All diese Dinge waren schon vorher da – Du hast sie nur einfach nicht bewusst wahrgenommen. Dein RAS hat das freundlicherweise für Dich aussortiert, damit Du Dich auf das konzentrieren kannst, was zu dem Zeitpunkt wirklich wichtig für Dich war. Bevor Du ein rotes Kleid wolltest, war es vielleicht die blaue Jeans …

Vielleicht fragst Du Dich jetzt, warum Du nicht einfach alles bewusst wahrnehmen und selbst entscheiden kannst, was wichtig ist und was nicht. Das RAS ist eine Schutzfunktion des Körpers, denn die Flut an Informationen und Reizen könnten wir gar nicht bewusst verarbeiten. Du könntest die Menge an Wissen und Eindrücken schlichtweg nicht managen und wärst heillos überfordert. Was passiert denn mit all dem, was zwar um uns herum passiert, wir aber nicht bewusst wahrnehmen? Es landet auf direktem Wege im Unterbewusstsein und wird dort geparkt. Das bedeutet aber nicht, dass es uns nie wieder etwas angeht. Häufig konzentrieren wir uns sehr stark auf unser Bewusstsein, denn nur das nehmen wir in erster Linie bewusst als die echte Realität wahr. Allerdings beträgt der Anteil des Bewusstseins nur 5%, während 95% unserer Handlungen von unserem Unterbewusstsein gesteuert werden.