Ostern – ein neuer Blickwinkel

Ostern und seine Traditionen: was steckt dahinter?

Die meisten von uns feiern jedes Jahr Ostern. Wahrscheinlich ist auch bei Dir das Fest ein Anlass, um die Familie zu treffen, für einen leckeren und ausgedehnten Brunch, viel Schokolade zu essen und vor allem auch zu verschenken. Aber nicht nur Schokolade landet auf dem Ostergabentisch. Seit einigen Jahren werden Geschenke an Ostern immer wichtiger und inzwischen ist Ostern gemäß dem Handelsverband Deutschland das zweitwichtigste Geschäft für den Einzelhandel nach Weihnachten. Viele haben inzwischen vergessen, warum Ostern überhaupt gefeiert wird, woher all die Traditionen kommen und worauf wir uns an diesen Feiertagen besinnen können. Genau diese Fragen soll der folgende Artikel aufklären. Vielleicht hilft Dir dieser Artikel, Ostern aus einem anderen Licht zu betrachten und für Dich und Deine Entwicklung zu nutzen.

Der Begriff Ostern

Ostern ist das bedeutendste Fest der Christen. Im Mittelpunkt steht dabei die Auferstehung Jesu von den Toten und die daraus resultierende Hoffnung auf das ewige Leben. Aber warum genau nennen wir dieses Fest „Ostern“? Einer Theorie zufolge gibt es einen Zusammenhang mit dem Fest der alten Germanen, welches zu Ehren der Göttin Ostara gefeiert wurde, um der frischen, fruchtbaren Erde sowie der Liebe zu huldigen. Diese Theorie gilt allerdings als sehr vage und unbestätigt. Das Christentum hingegen leitet den Begriff von der Himmelsrichtung Osten ab. Die Frauen, die zuerst am geöffneten und leeren Grab Jesu standen, sollen ihre Blicke zuerst der aufgehenden Sonne gen Osten gerichtet haben, da sie die Rückkehr Jesu aus dieser Richtung erwartet haben. Eine eindeutige Erklärung für den Begriff gibt es demnach also nicht. Vielleicht ist das aber auch gar nicht wichtig, denn an Ostern stehen vor allem die Traditionen wie das Osterlamm, die Eiersuche, das Osterfeuer und so vieles mehr im Vordergrund … aber warum werden diese Traditionen eigentlich begangen?

Das Osterlamm

Das Osterlamm kennen heute die meisten in Form eines gebackenen Rührteigs mit Puderzucker bestreut. Einfach lecker! Ein Osterlamm gehört zum Osterbrunch irgendwie dazu. Ursprünglich stammt das Osterlamm aus dem Ritual der Juden zum Passahfest ein Lamm zu schlachten und zu verspeisen. Im Christentum steht das Lamm Gottes für die Auferstehung Jesu Christi, denn die Passah-Lämmer wurden geschlachtet, als die Kreuzigung Jesu stattfand. Das weiße Lammfell ist ein Symbol für Reinheit, Frieden und soll die Menschen daran erinnern, wie wichtig es ist ein friedliches Leben miteinander zu führen. Bei der Zusammenkunft mit Deiner Familie und beim Verzehr des Lamms könnt Ihr Euch also einen Moment Zeit nehmen und für den Frieden, in dem wir alle leben dürfen, dankbar sein.

Die Ostereier und der Osterhase

Ostereier wurden schon immer verschenkt, denn das Ei steht für Wiedergeburt und das neue Leben: Von außen wirkt es kalt und tot, symbolisiert sogar das Grab Jesu, während aus seinem Inneren neues Leben erwachsen kann. Zudem hat das Verschenken von Eiern auch praktische Gründe gehabt, denn in der Fastenzeit waren Eierspeisen verboten und viele Eier blieben in dieser Zeit übrig. Sie wurden gekocht und somit für das Osterfest haltbar gemacht. Um sie von den frischen und rohen Eiern unterscheiden zu können, wurden sie zusätzlich eingefärbt. Traditionell wurden sie rot bemalt, was auf das vergossene Blut Jesu verwies. Heute ist es üblich die Eier bunt zu bemalen beziehungsweise mit verschiedenen Mustern zu verzieren. Außerdem kennst Du sie natürlich in Form von Schokolade, die heutzutage meistens im Osternest des Osterhasen zu finden ist. Aber was hat der Osterhase mit Ostern eigentlich zu tun? Der Hase ist seit jeher ein Symbol für Fruchtbarkeit und Geburt und zudem ein Bote des Frühlings. Der Osterei-Bringer wurde der Osterhase allerdings erst im 19. Jahrhundert durch die Spielzeug- und Süßwarenindustrie. Heute ist er an Ostern nicht mehr wegzudenken und befüllt Jahr für Jahr die Osternester der Kleinen.

Das Osterfeuer

Frühjahrsfeuer wurden bereits in vorchristlicher Zeit entzündet, um die Sonne zu beschwören auf die Erde herabzusteigen. Die Christen übernahmen diesen Brauch und entzündeten an Ostern das Osterfeuer, womit es als Auftakt für das Osterfest diente. Einen festgelegten Tag gibt es hierfür allerdings nicht: einige entzünden es an Karfreitag, andere am Ostersonnabend und andere am Ostersonntag. Der Pastor oder Priester zündet am Tag des Feuers die Osterkerze an und symbolisiert damit die Wiederauferstehung von Jesus Christus. In der heutigen Zeit wird das Osterfeuer als Anlass genommen mit Freunden und Familie zusammenzukommen, gemeinsam zu essen und zu trinken und den Frühling willkommen zu heißen. Daraus kann auch ein schönes Ritual entstehen, das Du nutzen kannst, um Jahr für Jahr mit Deiner Familie oder Deinen Freunden das Ende der kalten Jahreszeit zu feiern, gemeinsam zu lachen und wertvolle Gespräche zu führen.

Die Fastenzeit

Die Fastenzeit ist untrennbar mit Ostern verbunden. Sie beginnt jedes Jahr am Aschermittwoch und endet am Ostersonnabend. Ursprünglich war es in diesen 40 Tagen verboten tierische Produkte und Alkohol zu sich zu nehmen. Jeder Christ sollte diese Zeit als Anlass für Gebete, Busse, Reinigung und für die Vorbereitung auf Ostern nehmen. Heutzutage wird die Fastenzeit viel moderner interpretiert, denn der Verzicht wird individuell gewählt und dehnt sich auf persönliche Alltags-Energieräuber wie Soziale Medien, Fernsehen, Schokolade, Rauchen oder das Smartphone aus. Im Internet kursieren verschiedene Ideen für die Fastenzeit wie beispielsweise das Wasser-Fasten: 40 Tage nur Wasser trinken und auf Kaffee, Limonaden und Alkohol verzichten. Oder auch To-Go-Verpackungsfasten oder vielleicht versuchen 40 Tage lang plastikfrei zu leben. Diese Form der Enthaltsamkeit kann Dir helfen, um Dich neu zu sortieren, Dein System neu zu starten und wieder freier und bewusster im Hier und Jetzt leben zu können. Ganz abgesehen von dem Geschenk, das Du mit dem Verzicht Deinem Körper, Deinem Geist und Deiner Umwelt machst. Vor allem solltest Du diese Zeit auch nutzen, um lästige Gewohnheiten dauerhaft abzulegen. Oft merken wir gar nicht, wie viel Zeit wir mit Dingen verbringen, die uns und unserem Geist gar nicht guttun. Die 40 Tage sind ein idealer Rahmen, um Dir selbst zu zeigen, dass es sehr wohl auch ohne geht. Du kannst anfangen neue Gewohnheiten zu etablieren, die Dir Kraft und Energie schenken. Betrachte diese Zeit nicht als Verzicht, sondern als Gewinn. Sonst kann es schnell so enden, dass Du Dir alles, worauf Du 40 Tage lang verzichtet hast, innerhalb kürzester Zeit in doppelter Dosis zurück holst. Siehst Du die 40 Tage als Geschenk, fällt es Dir leichter, die alten Gewohnheiten auch nach dem Ende der Fastenzeit aus Deinem Alltag zu streichen. Das Wichtigste ist hierbei: Du musst nicht perfekt sein. Wenn Du es schaffst, nach dem Ende der Fastenzeit ein gesundes Mass im Umgang mit den sozialen Medien zu finden, die Schokolade zu genießen und nicht gedankenlos in dich hinein zu stopfen, oder regelmäßig etwas mehr Wasser trinkst als vorher, dann hast Du schon viel geschafft.

Meine persönlichen Erinnerungen 

Ostern lag mir persönlich schon immer sehr am Herzen. Irgendwie sogar mehr als Weihnachten. Ich hatte immer das Gefühl, hier ist der Konsum noch nicht so stark durchgedrungen, was sich inzwischen aber auch schon wieder verändert hat. Es ging nicht um gezwungene Harmonie, die letztlich doch in Streit endete. Es war für die meisten einfach ein besonderer Tag im Jahr, aber lange nicht so bedeutend wie Weihnachten. Das machte es etwas entspannter und lockerer und ich konnte dies heimlich genießen. Die ersten Ostererinnerungen liegen in der frühen Kindheit. Obwohl ich hier tendenziell eher wenig Momente habe, die mir im Gedächtnis geblieben sind – das Osterfeuer gehört dazu. Früh morgens um 5 Uhr brannte ein großes Feuer im Nachbarort. Wir sind ganz früh aufgestanden und mitten in der Nacht los, haben dem Ostergottesdienst gelauscht und uns danach am Feuer gewärmt. Die nächste Erinnerung ist das Eiersuchen. Mein Papa hatte die besten Verstecke. Irgendwann kamen wir allerdings dahinter, dass er der Osterhase war. Und die Verstecke haben sich wiederholt, je älter wir wurden. Die große Frage war jedes Jahr: haben wir wirklich alle Eier gefunden? Beim gemeinsamen Osterfrühstück gab es – natürlich Eier. Der einzige Tag im Jahr, an dem mir die Eier geschmeckt haben. Die anderen 364 Tage im Jahr habe ich Eier gekonnt gemieden. Es gab Jahre in meinen Diätanfängen, an denen ich ausschließlich Schokolade gegessen habe. Zu meinem Erstaunen hat es sich gar nicht auf der Waage bemerkbar gemacht, ganz im Gegenteil, es hat mir sogar ganz gut getan. In einem anderen Jahr habe ich mir einen Obstkorb statt Schokoladeneiern gewünscht – und mein Wunsch wurde mir erfüllt. Meine Eltern haben es glücklicherweise einfach so angenommen und nicht lange über mein Essverhalten diskutiert. Wenn ich heute Jugendliche mit Essstörungen und vor allem die Panik ihrer Eltern beobachte, bin ich wirklich äusserst dankbar, wie glimpflich ich damals davon gekommen bin. Ich erinnere mich an gemeinsame Osterfrühstücke mit meinen Freundinnen, lustige Treffen in der Familie, harmonisches Zusammensein, im kleinen oder großen Kreis. Ich wünsche mir, dies meinen Kindern auch mitgeben zu können. Erinnerungen, die bleiben. Nicht die Geschenke, die hinterm Busch versteckt sind, sondern die Momente der Freude, des Zusammenseins und des gemeinsamen Erlebens von vielen schönen Momenten.

Diese Zeit sollte, ähnlich wie die Weihnachtszeit, dazu dienen, sich auf die wichtigen Dinge im Leben zu besinnen. Wenn Du möchtest, nimm die Zeit als Anlass, Dich von schlechten Angewohnheiten zu lösen. Finde  Frieden und Ruhe in Dir selbst. Und vielleicht gelingt es Dir sogar, einen seelischen Neustart zu begehen.

All die Traditionen, die eng mit dem Osterfest verbunden sind, stehen für Reinheit, Frieden, Hoffnung und Neuanfang. Und dafür ist jeder Moment in diesen Tagen der Richtige. Nutze Deinen Moment. Genieß die Zeit, die Momente der Stille, der Freude, der Ruhe und das Zusammensein. Frohe Ostern!